Der Morgen war bereits vorangeschritten als das unregelmäßige Geräusch eines Hammers aus der Küche drang. Begleitet wurde es von dem Kratzen einer Raspel. Die Tür der Küche stand offen, sodass es bis hin in das Wohnzimmer des großen, leeren Hauses zu hören war. Mit einem leisen Fluchen schob Esta die Haustür auf und bugsierte sich, Tene und die zwei großen Stoffbeutel hinein. Aus den Taschen lugten Obst und Gemüse und am Boden eines der beiden zeichnete sich die Silhuette eines frisch geschlachteten und gerupften Huhns vom Markt ab. Der Blick der jungen Frau wanderte zur Küchentür, die sie eh anstreben wollte und wurde verwirrt. „Was in aller Welt treibt er denn da?“, murmelte sie zu sich selbst und bekam als Antwort lediglich weiteres Gelärm aus der Küche und ein Schuhu einer sichtlich irritiert, aufgeplusterten Tene zu hören, die bereits zur Tür vorgeflogen war. Mit ihren Einkäufen in den Händen bewegte sich Esta näher zur Quelle des Lärms.
Isaac legte den Hammer beiseite und griff nach der Reibe. Der Tisch vor ihm war schwarz vom Staub der Kohle. Auch er selbst war es. Mit der Reibe setzte er dem Kohlestück weiter zu und sorgte für noch mehr Staub und Schwärze. Was er hier Tat war eine Sauerei erster Güte. Wenn dies sein Meister gesehen hätte, hätte er ihn sicher dafür gescholten. Doch war er kein Schüler mehr, dies hier war seine Küche und es handelte sich um ein Experiment. Es bedurfte nicht mehr viel Arbeit mit der Reibe und das Ergebnis seiner Bemühungen wurde sichtbar. Das kleine Stück Kohle war zu einem Würfel geworden. Er hob es über den Kopf um es bessere Begutachten zu können. weiterer Kohlestaub rieselte auf ihn herab, doch er störte sich nicht daran. „Ehm….Meister?“ Esta stand in der Tür, beide Taschen noch in der Hand. Eine ihrer Augenbrauen zog sich nach oben und ihre Mundwinkel zuckten. „Seit wann lerne ich unter einem Schwarzmagier?“ Isaac schrak zusammen, als Esta ihn ansprach. Beinahe hätte er den kleinen Würfel fallen gelassen. „Wie, was Schwarzmagier?“ Sie hatte ihn eindeutig auf dem falschen Fuß erwischt und er brauchte einen Moment, ehe er den Witz verstand. „Ach so … ehm“ Mit einem leichten Schmunzeln begab sich Esta zu dem Tisch, der von der schwarzen Explosion verschont geblieben war und stellte dort ihre Beutel ab. „Verzeiht, ich hatte nicht vor, Euch zu erschrecken.“ Sie zauberte ein Taschentuch aus ihrem Gewand hervor und trat an ihn heran, ihm das Stück Stoff anbietend hinhaltend. „Was…tut Ihr da?“ Fragte Sie neugierig. „Das hier? Oh, das ist ein Experiment. Wartet einen Augenblick und tretet einen Schritt zurück.“ Mit diesen Worten lehnte er das ihm dargebotene Taschentuch ab. „Ich glaube dies wäre nur ein kleiner Funke in der Luft.“ Estas Blick war skeptisch angesichts der schwarzen Umgebung. Dennoch trat sie den Schritt halb wieder zurück, bevor sie zu der Tasche sah. „Wenn Ihr den Raum in Brand setzen wollt, darf ich das Huhn vorher kurz würzen und präparieren? Dann könnte man das ja ausnutzen.“ Er brach in schallendes Gelächter aus. Seine Zähne setzten sich dabei weiß von seinem schwarzen Gesicht ab. „Könnt ihr etwa meine Gedanken lesen?“ Prustete er, „ihr wisst, dass Mentologie verboten ist.“ Er lachte weiter. „Oh Esta, ich muss dich enttäuschen, dass Feuer wird nicht sehr lange verweilen können.“ Sein Lachen verebbte langsam. „Achtung!“ Rief er und mit nur einem einzigen kleinen Funken setzte er den gesamten Kohlestaub in Flammen. Binnen kürzester Zeit, beinahe in einem Augenschlag entflammte sich alles und im nächsten Augenschlag war nichts mehr vorhanden. Eine Hitzewelle und blendendes Licht begleiteten das explosionsartige Feuer. Die Kohle war vergangen und nur noch geringe Reste zeugten von seiner Sauerei. Sowohl in der Küche als auch an ihm. Besorgt schaute er zu Esta. Die Reaktion war heftiger ausgefallen, als er erwartete hatte. Zwar hatte er das Feuer im Zaum gehalten doch das Licht und die Hitze waren eine andere Sache gewesen. „Alles in Ordnung?“ Fragte er sie.
Interessiert sah sie einer abstehenden Faser ihres Schals dabei zu, wie ein kleines Flämmchen sich an ihr entlang arbeitete. Bevor dieses aber den Schal erreichen konnte, blies sie es sanft aus. „Alles gut. Es ist gut, dass dies das Haus eines Pyromaten ist. Ansonsten hätten wir jetzt Brega nachgespielt. „Pyromant? Das verbitte ich mir! Ich bin doch kein Pyromant!“ Leicht verärgert über diese Betitelung wandte er sich dem Würfel in seiner Hand zu. Er legte ihn auf die Arbeitsfläche, auf der noch 6 weitere lagen. Kraft seines Willens, waren diese nicht vom Feuer berührt worden. „Es gibt Leute, die würden das hier als Pyromantie bezeichnen.“ Erwiderte Sie amüsiert und begann die Tasche auszuräumen. Dabei legte Sie eine kleine Zwiebel vor Tene auf den Tisch. Tene schien sichtlich verstört doch nach kurzem zureden stürzte sie sich freudig auf das Gemüse und zerpflückte es, während Esta den Rest des Einkaufs sorgfältig verstaute. Danach zog sie einen Bräter aus den Topfvorräten, und stellte ihn auf den Boden vor dem Tisch, während sie das Huhn begann zu bearbeiten. „Honig-Thymian oder Rosmarin-Paprika?“ Sie arbeitete mit routinierten Griffen, die ihr erlaubten, immer wieder über die Schulter zu ihrem Meister zu schielen.
Während Esta den Einkauf ausgepackt hatte, hatte sich Isaac wieder den Kohlewürfeln zugewandt. Er kramte in seiner Tasche nach dem Stück Kreide, das er vorbereitet hatte. In Gedanken ob seiner nächsten Schritte antwortete er auch nur geistesabwesend auf Ihre Frage. „Das mit Honig“. Mit der wiedergefundenen Kreide begann er Runen auf jede Seite der Kohlewürfel zu malen. Esta hatte zugesehen, dass sie sich ein bereits ausgenommenes Huhn geholt hatte und so wurde das Tier mit dem Honig eingerieben und mit schnell zurechtgeschnittenen Möhren, Kartoffeln und Thymianästen gefüllt. „Uuuund…was wird das jetzt? Für Spielwürfel wäre das jetzt definitiv zu viel Aufwand gewesen.“ Isaac ignorierte Estas Frage. Er war noch nicht ganz fertig mit dem letzten Würfel, als ihn ihre Frage erreichte. Erst als die letzte Rune geschrieben war wandte er sich Estas Frage zu. Anstatt zu antworten ging er mit dem Würfel in der Hand zu ihr und hielt ihn ihr unter die Nase. „Sieht dies etwa nach einem Spielwürfel aus?“ Den Würfel zierten seine Sigillen für Kraft, Magie, Feuer und Erde. Estas Hände waren komplett zugesaut, daher hielt sie beide in vorsichtigem Abstand von sich. Mit angelegten Armen lehnte Esta sich etwas zur Seite, um die verschiedenen Seiten inspizieren zu können. „Mh…Na, Spielwürfel allemal nicht, auch wenn man ihn bestimmt als solchen verwenden könnte, wenn man denn so wöllte….“Ihre Stimme war etwas langsamer und leiser. „Was wollt Ihr damit bewirken?“ Fragte Sie schließlich. „Dies hier ist Nahrung für unseren kleinen Freund!“ erklärte Isaac Stolz. „Nahrung?“ Esta nickte. „Ich verstehe. Aber meint Ihr nicht, dass wir damit aufpassen müssen, wie gut wir ihn versorgen? Wenn es bei ihm auch nur ähnlich läuft wie bei Menschenkindern, dann kann eine zu gute Versorgung Wachstumsschübe verursachen.“ Von diesen Worten begleitet wurde das Huhn in den Bräter gepackt und mit dem restlichen Gemüse garniert. Das Ganze bekam noch schnell ein paar Prisen Gewürze während sie weitersprach. „Wir wissen ja leider immer noch nicht genau, was es ist, außer dass es nun mal die Elementaren Energien von Feuer und Erde in sich hat…“ „Ich verstehe eure Bedenken. Doch ist es gerade ein Wachstumsschub den ich mir erhoffe. Ich weiß, was es ist. Es ist ein Magma Elementar und ich hoffe auf ein Bewusstsein, auf Intelligenz!“ Mit diesen Worten steigerte sich Isaacs Begeisterung immer weiter und seine Überzeugung spiegelte, glänzte in seinen Augen. Estas Blick zuckte überrascht zu ihm hoch. „Es ist wirklich eins? Und…. Ihr wollt das hier groß werden lassen? Meister…habt Ihr das mit dem Landesherrn abgesprochen? Er wirkte doch so schon nicht glücklich darüber und es gibt so viel was da bedacht werden muss.“ Isaac kannte sie gut genug, um zu merken, dass unter der Sorge, die ihre Worte verursachten, auch eine gehörige Portion Freude lag. Esta liebte den kleinen Blob, der im Hinterhof sein glühendes Dasein fristete, fast so sehr wie sie Tene liebte und ihn groß werden zu sehen, wäre wunderbar. Aber dennoch barg dies nun auch Gefahren. „Ach Esta, ihr habt ja Recht. Es gibt viel, was bedacht werden muss. Ich habe lange darüber nachgedacht und mit Sicherheit ist dies nicht ausreichend gewesen doch müssen wir es versuchen. Natürlich birgt es ein Risiko, sogar ein Großes und ich bin bereit es zu tragen. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Zumal es noch ganz klein ist. Mein erstes Ziel ist, es etwas wachsen zu lassen und dann sehen wir weiter. Aktuell ist es nichts anderes als ein kleiner Magma Elementar, ohne Bewusstsein, ohne Willen. Ich weiß, dass auch ihr wollt, dass es nicht nur vegetiert und hin und wieder ein Stück Holz verschlingt.“ Esta wurde rot. „Ehm….es….frisst nicht nur Holz…Iiiiich…habe ihm auch verschiedene Sorten Erz gegeben. Es mag besonders das Roherz von Eisen und Calzedonsteine.“ Gestand sie zögernd. „Holz…hätte es glaube ich verhungern lassen… und ich weiß nicht, ob es nicht bereits die ersten Ansätze von Intelligenz entwickelt.“, Sie sprach schnell weiter: „Es erkennt uns. Es hat Vorlieben. Es gibt situativ Laute von sich, die man fast als Kommunikation interpretieren könnte.“ Überrascht blickte er seine Schülerin an. „Ehm, gut, ehm.“ Diese Informationen musste er erst einmal verdauen. Er schluckte und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde kurz noch breiter als zuvor, bis er sich seiner eigenen Verantwortung wieder bewusst wurde. „Esta, wann wolltet ihr mir dies sagen?“ „Ich bin davon ausgegangen, dass Ihr zumindest das mit den Lauten bemerkt habt. Es begrüßt uns schließlich regelrecht mit diesem seltsamen Brummen, jedes Mal, wenn wir aus dem Haus kommen. Und es ignoriert Tene. Seine Aufmerksamkeit liegt bei uns.“ Sie stand auf und reinigte ihre Hände in dem Putzeimer an der Tür zum Hinterausgang. „Ich…glaube es ist nicht mehr als bei einem Tier. Der Instinkt, der unsere Erscheinung mit dem von Futtergebern verbindet. Dadurch unterscheidet es immerhin zwischen uns und einem Vogel wie Tene…und es hat bisher ja auch kein Wildtier verletzt. Und das mit den Erzen…war ein Experiment….Mir war aufgefallen, dass sich ein Wenig seine Erscheinung verändert, je nachdem was es zu sich nimmt. Ich hatte ihm einmal ein paar Hämatit Splitter gegeben. Danach hatte es eine Woche lang vor sich hin geschimmert.“ Sie kicherte und sprach im Plauderton weiter. „Bergkristall mag es gar nicht. Nach dem ersten Versuch hat es mir den zweiten Splitter regelrecht zurückgeworfen.“ Isaac seufzte, nachdem Sie ihren kleinen Bericht beendet hatte. Natürlich war ihm bewusst, dass jenes, was er nun zu sagen gedachte oder sagen musste auf keinen fruchtbaren Boden fallen würde. „Esta, es liegt in meiner Verantwortung und ihr solltet mich über derlei Experimente informieren. Nur weil ich nun selbst gedenke, Experimente durchzuführen heißt das nicht, dass euer Handeln richtig war. Ihr hättet mich informieren und Fragen müssen. Wie soll ich euch beschützen, wenn ich nichts darüber weiß, dass es durch euer Handeln potentiell wachsen könnte…“ Esta schüttelte sanft den Kopf….dann nickte sie…und schüttelte ihn wieder…und seufzte. „Ja…da habt Ihr Recht…Nur…wie soll ich es beschreiben…“ Sie wandte sich wieder ihrem Meister zu und sah ihn mit einem nachdenklichen Blick an. „Es…war als wüsste ich einfach, dass das bisherige nicht mehr ausreichte.“ Sie trat zur Feuerstelle, legte ein paar Holzscheite hinein und sah zu Isaac. „Am Anfang gab ich ihm etwas Holz und es saß eine Weile auf dem Ast und glühte einfach so vor sich hin.“ Sie legte einen Finger auf den Scheit, der ihr am nächsten war, und ließ ein wenig Kraft hinein, gerade genug, um eine schwarze Stelle und etwas Qualm zu verursachen. „Aber seit etwa… lasst es 2 oder 3 Monate sein…“ Sie legte die Handfläche auf das Stück Holz und tat das, was sie mittlerweile auf Reisen machte, um überschüssige Kraft abzubauen und zumindest dem Teil in ihrem Kopf zu beruhigen, der immer noch Sorge vor dem Verselbstständigen hatte: Sie übertrieb den Feuerfinger. Massiv. Es war kein Flämmchen an der Fingerspitze, sondern ein kleiner Schub, der das Scheit überzog und es glühend hinterließ. .“..wird jedes Holz, das ich ihm gebe sofort zu Asche. Also habe ich versucht herauszufinden, was es braucht. Es…ist nicht alles gleich gut verwendbar…“ Sie zögerte kurz ehe sie gestand:“ Aber…ich hääätte es Euch sagen müssen…ja.“ Wieder hatte Isaac ihr schweigend zugehört. „hmmm, hmmm, dann ist es bereits gewachsen.“ Murmelte er und ging zurück zur Arbeitsfläche. Ihm war eine Idee gekommen und er wandte sich wieder Esta zu. „Esta, wenn ihr zu viel Kraft habt, könnt ihr sie auch dem Elementar spenden.“ Sie lachte kurz. „Die Idee hatte ich auch bereits. Aber wie ich schon bei Eurem Würfelchen sagte, ich bin mir nicht sicher, wie viel gut ist. Es sollte ja nicht zu schnell wachsen.“ Der Bräter wurde auf die Aufhängung gehievt und über das Feuer gezogen, das sich nun in der Feuerstelle ausbreitete. „Ich habe mich erstmal an seine Elemente gehalten und das gesucht, was so vorkommt und dem entspräche. Kalte Lava habe ich nicht auftreiben können, aber die Erze stammen aus den heißen Tiefen der Erde, also habe ich’s damit versucht.“ „Kommt einmal bitte zu mir. Wir werden ihm 5 Thaum pro Würfel geben. Das sollte nicht zu wenig und nicht zu viel sein.“ Mit diesen Worten legte er seine Hand auf den Würfel und lies seine Kraft in ihn fließen. Das Stück Kohle begann zu glühen und brennen, gleich der Kohle, wie sie auf eine Wasserpfeife gelegt wurde. Als er jedoch seine Hand und Kraft zurücknahm hörte sie wieder auf zu brennen und wurde wieder schwarz. „Leitet einfach eure Kraft in den Würfel.“ Mit einem Ächzen erhob sich die junge Frau, die gerade noch das Feuer angestochert hatte und ging zu dem Arbeitstisch. Sie nahm einen der Würfel vorsichtig in die Hand und sah ihn sich genau an. Dabei drehte sie sich etwas von Isaac weg um bei ihrer Astralen Analyse nicht von ihm geblendet zu werden. Nach einem kurzen Moment sah man auch bei ihrer Kohle eine Veränderung, wenn auch etwas anderer Art. Ein Teil des Materials hatte ein tieferes Schwarz angenommen und sah solider aus, während sich glühende Adern durch den Rest zogen. Ihr Blick wanderte zwischen ihrem und dem ihres Meisters hin und her und nach einem trocknen Schmunzeln [DF1] reichte sie es ihm. Isaac nahm Esta das dargebotene Stück Kohle ab, um es selbst zu betrachten. Nach einem kurzen Moment nickte er. „Interessant, gut, sehr gut. Wenn ihr noch Kraft habt und wollt, könnt ihr die anderen Würfel auch verzaubern. Ansonsten werde ich dies übernehmen.“ „Wie lange könnten diese Würfel das Potential halten?“. fragte sie neugierig und nahm zwei weitere in ihre Hände, denen sie die gleiche Behandlung zukommen ließ. Dabei beobachtete sie die Veränderungen wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug und verglich die Unterschiede mit der Materialbeschaffenheit. „Nicht lange, ich schätze eine Woche. Ich habe 7 Stück erstellt, wann wir sie mit Kraft speisen ist an sich irrelevant. Ich denke, das sollte auch fürs erste reichen. Ich gedenke, ihm jeden Tag einen von diesen zu geben und werde zu einem späteren Zeitpunkt auch noch weitere Würfel vorbereiten.“ Er überlegte kurz. „Das Beste wäre wohl, wenn ihr selbst die Würfel herstellen könntet.“ Ihr Blick war immer noch auf die Würfel in ihren Händen gerichtet. „Und dies kann man bestimmt auch mit anderen Materialien machen…“ Ihre Stimme wurde wieder gedankenverloren leiser gegen Ende des Satzes. Sie hatte den zweiten langsamer mit der Kraft versorgt und so die Veränderung besser beobachten können. „Aber erstmal sollten wir schauen, wie das Kleine damit klarkommt…oder?“ Fragte sie. „Das ist richtig, daran hatte ich auch gerade gedacht. Vielleicht solltet ihr auch einmal nach unserem essen schauen?“ Er lugte an ihr vorbei. „Was haltet ihr davon, wenn wir heute draußen essen?“ „Meister, das Essen wird mindestens ein weiteres Stundenglas benötigen…Hühner können schnell laufen, aber sie garen nicht schnell.“ Sie ging zu den Regalen und nahm sich zwei Sets Essgeschirr heraus, dass sie auf dem Tisch abstellte. „Essen im Garten. Das klingt gemütlich.“ „Nun, ich habe nicht umsonst draußen Tische und Bänke aufstellen lassen. Ihr wisst, dass einer der Gründe, warum ich mein Haus hier erbaut habe die Aussicht ist?“ Er lächelte, „Es passiert viel zu schnell, dass man sich daran gewöhnt. und wenn wir hinter dem Haus speisen, wären wir auch in der Nähe unseres kleinen Freunds.“ Sie lachte sanft. „Der ganze Haushalt an einem Platz.“ Mit einem leichten kichern nahm sie einen Tonteller und legte ihre beiden Würfel darauf. „Ob wir ihm auch Messer und Gabel dazugeben sollen?“ Scherzte sie und nahm es sofort zurück. „Eeeeees frisst Eisenerz….Ne…“Nun musste auch er lachen. „Ich glaube bis es von einem Teller essen kann dauert es noch ein wenig. Vergesst ihr nicht gerade unseren Dauergast? Ich habe die Blätter im Wohnzimmer gesehen.“ „Meint Ihr Daroir? Der ist wieder unterwegs. Man könnte sagen, dass er immer noch bei der Selbstfindung ist.“ Sie schmunzelte. „Er wird auf jeden Fall noch vor unserer Abreise in die Drachenlande wieder zurück sein, aber bis dahin wäre es nicht klug ihn hier zu behalten. Er hat Hummeln im Untergewand.“ Isaac blickte sie Skeptisch an. „Ich hoffe ihr meint das nur im übertragenen Sinne?“ Eine hochgezogene Augenbraue war die Antwort. „Meister…ich nenne ihn zwar manchmal Bäumchen….und er IST ein verunfallter Baumgeist im Menschenkörper….aber ich gehe mal stark davon aus, dass er nicht wirklich Nester irgendeiner Art in seinem Geäst hat. Da ist schließlich noch reichlich Mensch…“ „Hmmm gut, er distanziert sich von mir, von daher…“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß warum er dies tut, umso interessanter ist es, dass er freiwillig in das Haus eines Feuermagiers tritt.“ „Er mag euch, aber er kann nicht aus seiner Haut…“Sie nahm das Geschirr auf und trat an die Hintertür, wo sie den Blick auf Isaac richtete. „Ihr seid Feuer. Eine der größten Gefahren für die eine Hälfte seines Wesens und er mag es auch nicht sonderlich bei mir….aber ich bin hier. Und Tene… Er hat noch keinen eigenen Platz in der Welt…also ist er hier.“ Isaac nickte und kam zu ihr, um ihr die Tür zu öffnen. „Danke.“ Sie trat an ihm vorbei und sah nach ein paar Schritten über die Schulter nach hinten. Isaac nickte Esta zu und löste sich von der Tür. Er ging an ihr vorbei und zu der Überdachten, mit Steinen ausgelegten Kuhle um das kleine Elementar zu betrachten Esta wiederum begab sich zu dem nahestehenden Tisch um dort das Geschirr auszubreiten, mit einem kleinen Lächeln beobachtete sie den Beobachtenden und das kleine, glühende Wesen, dass sich in seine Richtung bewegte. Es war eine kleine Portion amorphe Masse, dass seine Form stets ein wenig veränderte wodurch die glühenden Stellen wie langsame Wellen zwischen der erkaltete Schlacke immer dann zu sehen waren, wenn diese durch die Bewegung aufbrach. Nur ein Zipfel blieb konstant ohne Schlacke und hatte sich auf Isaac gerichtet. Von der Größe her könnte es die Handfläche ausfüllen. Ein sanftes, monotones Brummen kam von dem kleinen Körper, als würde das ganze Wesen vibrieren Isaac betrachtete das kleine Elementar, wie es langsam auf ihn zu kam. Es war so klein, so schwach. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte man meinen können, dass die Lava jeden Moment erkalten könnte. Es war ein Bewusstsein und ein kleines Fünkchen Intelligenz vorhanden, da war er sich sicher. Doch wie sollte man diesen auf Zunder treffen lassen? Wenn er das Elementar mit Magie füttern würde, würde es in jedem Fall wachsen, doch das gewährleistete nicht, dass sein Geist ebenfalls wachsen würde. In die Schule schicken war auch keine Option. Er musste bei diesem Gedanken lächeln. Wenn er es schaffte eine Matrix für das Bewusstsein im Körper des Elementars zu platzieren welche er separat behandeln könnte. Aber dies würde einen tiefgreifenden Eingriff in ein Lebewesen bedeuten. Dies wollte er nicht. Er ging in die Hocke und beobachtete wie das kleine Elementar auf ihn zukam. Es würde ihm nichts tun können.
Ein paar Momente wartete Esta, den Blick auf den beiden ruhend. Das kleine Wesen blieb ein paar Fingerbreit vor Isaac entfernt an einer Stelle stehen und verstummte kurz. Gerade als sich Esta selber dazu aufmachte, sich dazuzugesellen, begann es andere Geräusche zu machen. Das tiefe Brummen wechselte zu einer Reihe verschieden langer Brummgeräusche und einem gelegentlichen quietschen, wie als würde ihm heiße Luft entfleuchen. „…Das ist glaube ich, sein Plaudern. Das kann es Stundenlang machen.“ Sie setzte sich auf den Boden, neben Isaac und lehnte sich zu dem Wesen. Auf dem Finger, dem sie dem Wesen entgegenhielt, lag ein Splitter Tigerauge. Der Zipfel wandte sich von Isaac ab und wurde etwas länger, als es sich zu dem Finger lehnte. „Jedes Mal wenn ich es so sehe fasziniert es mich immer wieder aufs Neue“ „Nicht wahr? Es ist schon ein kleines Wunder…schaut Euch das mal an.“ Der Zipfel erreichte den Splitter und ganz vorsichtig tippte er von oben auf den Edelstein und hob ihn sachte vom Finger bevor sowohl Zipfel als auch Stein in der Masse verschwanden. „Es hatte mich beim ersten Mal verbrannt und seitdem macht es das so. Ich muss es wohl irgendwie…erschrocken haben? Hab etwas geflucht vor Schreck….sollte es je sprechen, hoffe ich stark, dass es sich nicht mehr an meine Wortwahl da erinnert…“Solange der Zipfel nicht sichtbar war, verstummten auch die Geräusche, bis dass er wieder auftauchte und wieder zu brummen begann. Der Zipfel wippte dabei zwischen Isaac und Esta hin und her. Isaac nahm einen der Würfel und legte ihn vor dem Elementar auf den Boden. „Dann wollen wir einmal schauen, wie ihm dies hier schmeckt“. Einige Augenblicke lang passierte nichts. Dann wippte der Zipfel, der bis dahin wieder zum Stehen gekommen war, in Richtung des Würfels und tippte die zwei Ecken an, die ihm am nächsten lagen. Erneut erklang ein kleines Brummen und der Klecks Magma bewegte sich auf den Würfel zu….und dann auf ihn drauf, bis dass sein Körper am Rand des Würfels herabfloss und es begann ihn komplett zu umschließen. Hmm, es scheint ihm zumindest schon einmal zu schmecken.“ Stellte Isaac etwas nüchtern fest. Er hatte mit einer stärkeren Reaktion gerechnet aber vielleicht musste es die Kohle auch erst noch verdauen. Und je nachdem wie es die Kraft aufnahm konnte auch einiges davon so verloren gehen. Esta nickte und beugte sich leicht vor um genauer zu beobachten, wie sich die Form des Würfels immer stärker in der Masse wiederfand, als es sich mit einem heftigen Ruck zusammenzog und eine gehörige schwarze Wolke um sich verursachte. Die junge Händlerin wich mit ihrem Gesicht gerade rechtzeitig zurück, als sich der Staub, wie bei Isaac in der Küche entzündete, hier nur beginnend mit kleinen Stichflammen dort, wo zuvor die Ecken des Würfels gewesen waren. Übrig blieb ein kleiner Klecks Elementar, dessen Glühen nun wesentlich stärker war und auch dessen Konsistenz nun irgendwie flüssiger schien. Die Schlacke war abgeplatzt kam jedoch langsam wieder. Das Brabbel-brummen hatte nun eine etwas höhere Frequenz und es wippte agiler hin und her. „Ehm….ja….das…schien zu schmecken.“ „Nicht nur das, mit solch einer heftigen Reaktion hätte ich jetzt nicht gerechnet … es scheint wie neu belebt.“ Isaac strich sich mit den Fingern durch den Bart. „Wahrlich interessant. Wir sollten ihm auf jeden Fall erst übermorgen wieder etwas geben. Wenn es bis dahin nicht wieder etwas erkaltet ist, haben wir auf jeden Fall eine länger anhaltende Bekräftigung. Wer weiß, vielleicht ist es genau das, was ihm bis dato gefehlt hat, weshalb es nicht richtig gewachsen ist. Als Elementar ist und bleibt es ein magisches Wesen.“ Gespannt beobachtete Isaac weiter, was als nächstes passieren würde. Und natürlich ob etwas passieren würde. Esta brummte nur eine unverständliche Antwort und wischte sich mit einem ihrer Ärmel den Aschestaub aus dem Gesicht. Das agilere Wesen zwischen den beiden war aufgedreht. Es waberte zwischen Isaac und Esta hin und her und kam dabei den beiden näher als es zuvor getan hatte. Esta hatte ein altes Kleid an, das sowohl Reiseflecken als auch Flecken von ihrer Handwerksarbeit hatte und nun näherte es sich ihrem Arm mit dem sie sich abstützte. Den Flecken gesellte sich nun noch eine bräunliche Verfärbung von der Nähe des Elementars hinzu. „Hmmm ich glaube ein weiterer Grund, warum es uns erkennt und uns näher kommt ist der, dass wir über mehr Magie verfügen und das kleine Ding sich nach der Aura richtet.“ Vermutete er und blickte besorgt zu Esta. „Auch möglich. Es hat ja keine Augen.“ Sie lächelte den kleinen Klecks vor sich an. Dann runzelte sie leicht die Stirn. „Ehm…und…ja…ich glaube wir sollten es nicht mit zu viel davon füttern…es…ist es etwas mehr geworden?“ „Sehr gut. Ich werde morgen einen Magischen Zirkel um die Grube ziehen und ich werde beim Schmied Runen und einen Metallring in Auftrag geben.“ „jaaa….das könnte nötig sein.“ Erst jetzt hatte Esta die neuen Brandflecken an ihrem Ärmel entdeckt. Das umtriebige Wesen näherte sich ihrem Knie, als der Arm nicht mehr da war und kam dem Rand der Grube damit sehr nahe. „Das ist übrigens, was ich mit Hummeln im Hintern meinte….“Isaac musste lachen. „Habt ihr noch einen kleinen Edelstein dabei? Wir können es damit beschäftigen und uns zurückziehen.“ „Ja…ja, Moment. “ Sie suchte in den kleinen Täschchen, die sie auf Hüfthöhe eingenäht hatte und tatsächlich fand sie weitere kleine Splitter: Alexandrit, Tigerauge, Topas. Als sie den ersten ablegte, wollte das kleine Wesen sich sofort draufstürzen. „Ah. Nein.“ Eher aus Reflex als ernst gemeint hielt sie eine Hand vor dem Wesen und machte eine stoppende Geste, so wie sie es immer bei Tene machte. Es ging ein Ruck durch die glühende Masse, als es abrupt zum Stehen kam. „Oh…interessant….“ Mit einem interessierten, aber misstrauischen Blick, stand sie auf und betrat den Rand der Grube. Sie positionierte die Splitter so, dass sie eine Linie zurück in das Zentrum der Grube ergaben, aufmerksam beobachtet von dem Klecks. Kaum war sie zurückgetreten, bewegte es sich wieder und begab sich auf die Suche nach dem neuen Futter. „Ich sehe schon, das kleine Ding zu unterhalten wird noch ein teurer Spaß. Aber seine Reaktion auf eure Geste lässt mich hoffen.“ Isaac betrachtete noch kurz, wie das kleine Elementar der Futterspur folgte und ging dann zum Tisch auf den Esta die Teller gestellt hatte und begann sie gedankenverloren auf dem Tisch zu verteilen. „Vielleicht hab ich’s auch nur wieder erschrocken.“, kam von der jungen Frau etwas leiser. „Naja…ich gehe eben in die Küche und schaue nach dem Essen. Es sollte eigentlich so langsam so weit sein. “ Kurz kicherte sie. „Ansonsten können wir ja mal schauen, ob seine Hitze reichen würde, um den Bräter weiter anzufeuern?“ Sie erinnerte sich an Isaacs empörte Reaktion, als er erfahren hatte, dass sie einmal spaßeshalber Brot über dem Elementar angeröstet hatte und floh nach dem ausgesprochenen Scherz schnell in Richtung Haus. Isaac seufzte leicht. Dies würden noch ein paar interessante Tage werden, bis es sie wieder in die Drachenlande zog.
Rebecca Lucania, Dominik Fröhlich 10.12.2019