Der Dämon der 10ten Ebene

Es war der Name „Legion“ der die kleine Gruppe des Tempale Sunicum in Unruhe versetzt hatte. Ihre Gedanken schienen sich nur um diesen einen Gefangenen der 10ten Ebene des verdammten Gefängnisses von Thaddäus zu drehen. Doch konnten sie nicht sicher sein, ob dieser Insasse auch wirklich der Legion, der Dämon und Erzfeind des Tempale Sunicums war. Und ob Legion sich nach dem großen Ausbruch noch immer auf der 10ten Ebene befand stand auch in den Sternen. Lange hatten sie darüber beraten, ob sie es wagen sollten erneut dieses unsägliche Gefängnis zu betreten und alle haderten mit sich. Insbesondere Isaac, nachdem er die Gruppe dort unten unnötig in Gefahr gebracht hatte.

Es war schon früh am Morgen, Wolf und Isaac schrieben es zunächst der Müdigkeit zu, als Franziska, Kelron, Nuri und Zacharias am Tisch einschliefen. Doch schliefen sie nicht lange. Der Rest der Gruppe wollte sich gerade selbst für das Bett fertig machen, als die vier wieder erwachten. In ihnen brannte Feuer, das konnte man sehen. Alle Zeichen der Müdigkeit waren aus ihren Gesichtern verschwunden. Isaac war klar was dies bedeutet. Sie würden hinab steigen. Ihre Götter hatten ihnen ein Zeichen gesandt. Legion war dort unten, zumindest ein Teil von ihm. Dies veranlasste auch die Zweifel von Thobicos, Enolah und Wolf beiseite zu schieben. Sie würden dort hinabsteigen und den Dämon austreiben! Thobicos und Zacharias weihten die Waffen, danach brachen Sie schnell auf. Sie sammelten sich vor dem Eingang des Gefängnisses, welches wie erwartet verschlossen war. Doch wenn die Götter des Tempale ihren Kindern den Weg zeigen, ermöglichen sie es ihnen auch diesen zu gehen. Sie sammelten sich um Zacharias und dieser erbat den Segen Suns. Isaac und Wolf als Magier waren eher Männer des Wissens, nicht des Glaubens. Sie wandte sich an Thobicos welcher im Namen Mystras sprach und ebenfalls ihren Segen suchte. Das kleine Signallicht der Ausweise begann wieder zu leuchten. Ein eindeutiges Zeichen, dass die Götter mit Ihnen waren.

Ohne weiteres Zögern betraten sie den Aufzug. Zacharias erhob die Stimme: „Ebene 10“. Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Sie alle konnte nicht anders als erneut über den wahnsinnigen Technicus zu verfluchen der dieses Höllenloch entworfen hatte. Es mochte funktionieren, doch das wie war eine andere Sache. Nach endlos erscheinenden Sekunden erreichten sie Ebene 10. Sie traten knapp 15 Schritte in das Verlies, da erklang, wie auch auf Ebene 4, die Stimme: “ACHTUNG SICHERHEITSVERLETZUNG AUF EBENE *PRRRIBMMMM*, SICHERHEITSPROTOKOLL AKTIV. ES VERBLEIBEN 90 AUGENBLICKE, BIS ZUR FLUTUNG DER EBENE.” Ein Grund mehr für sie, dies schnell hinter sich zu bringen. Zacharias appellierte an seine Gefährten: “Lasst euch nicht von den Versprechungen und Einflüsterungen des Dämons täuschen. Er mag uns in vielerlei Form begegnen, doch sind sie alle falsch und böse. Wir werden heute ein gerechtes und gutes Werk vollbringen. Für alles was ihr heute leistet, wird der Orden in eurer Schuld stehen und wenn wir sterben sollten, dann für die Gute Sache. Die Götter sind mit uns!” Zacharias wusste, dass er nicht immer mit allen einer Meinung war und vor allem Thobicos oft an ihm und seinen Methoden zweifelte, doch hoffte er, dass die Bande ihrer Gemeinschaft stärker waren.

Entschlossen drangen sie tiefer in das finstere Gewölbe vor. Die Ebenen schienen ähnlich aufgebaut zu sein wie die anderen. Dennoch irrten sie auf der Suche nach Legion durch die Gänge. Plötzlich standen Sie alle in einem großen Raum. Geplagt von Kopfschmerzen wusste keiner so genau wie sie dorthin gelangt waren. Doch dies musste ihr Ziel sein. Vor ihnen auf dem Boden war eine hässliche Freske, deren Form und Aussehen von dämonischem Wahnsinn gezeichnet war. Dies musste sein Gefängnis sein. Von Legion selbst fehlte jedoch jede Spur. Zacharias, Thobicos, Franziska und Kelron wappneten sich. Sie stellten sich um die Freske auf und riefen Sun, Mystra, Terra und Mundus und ihre Äquivalente im Pantheon der Dunklen Lande an, baten um ihren Beistand und das sie den Dämon aus seinem Versteck treiben mögen. Enolah, Nuri, Wolf und Isaac hielten etwas Abstand. Isaac wandte sich an Wolf. „Wenn der Dämon nicht erscheint und einer von uns in die Mitte dieser Freske tritt wird der Dämon wahrscheinlich zuschlagen. In diesem Fall müssen wir unser möglichstes tun, ihn zu exorzieren. Bist du bereit?“ Wolf nickte nur stumm. Die Gebete waren verklungen und Stille kehrte ein. Von jetzt auf den anderen Moment manifestierten sich zwei Gestalten auf der Freske. „Wir sind Legion und ihr seid dem Untergang geweiht! Es war ein Fehler von euch, uns in diese Gestalt zu zwingen!“, schmetterten Sie der Gruppe entgegen. Es war nicht möglich genaueres zu erkennen, die Gestalten waren gänzlich in Schatten gehüllt und ihre Konturen verschwammen. Zacharias brüllte ihnen seine Verachtung entgegen und berief sich auf die drei heiligen Götter, doch im nächsten Moment sauste ein großer Zweihänder durch die Luft der Isaac und Wolf zurückweichen lies. Gestärkt durch die leisen Gebete von Nuri und Franziska stürzte sich Zacharias  auf den einen Schatten, presste ihn an die Wand und drückte ihm sein heiliges Licht ins Gesicht. Dieser lachte nur und leckte Zacharias mit Verachtung durchs Gesicht, was diesen vor Schmerz aufschreien lies. Kelron und Enolah bedrängten den anderen Schatten doch dieser befreite sich mit zwei ausladenden Streichen. Nuri, der sich bis dato im Hintergrund gehalten hatte warf sich dazwischen. Doch gelang es ihm nicht allen Schlägen auszuweichen und er ging zu Boden. Wolf hatte sich weiter zurück gezogen und auch Isaac wich zurück. Beide brauchten Platz und Zeit um einen Zauber zu Formen, doch solange der Dämon wie ein Freischärler durch den Raum marodierte war keines von beidem vorhanden. Enolah und Kelron setzten dem zweiten Schatten noch weiter zu doch schien es vergebens. Die gesegneten und geweihten Klingen schienen keine Wirkung zu zeigen.

Legion hielt inne und Schmerz breitete sich im gesamten Raum aus. Alle bis auf Wolf krümmten sich auf dem Boden. Erneut erhob Legion seine Stimmen. „Eure Mühen sind vergebens. Für jeden Tropfen unseres Blutes den ihr hier vergießt wird ein weiterer Teil von uns dieses Land weiter verderben!“ Langsam lies der Schmerz nach und sie rappelten sich wieder hoch. Der Kampf ging weiter und Franziskas Leib wurde von einem Schwert durchbohrt. Zacharias ließ seinen Streithammer fallen, da dieser ihm nichts mehr nütze und stürzte sich mit letzter Kraft wieder auf den den ersten Schatten und begann mit zorniger Stimme eine Lobpreisung Suns zu rezitieren, während die Klinge des Dämons ihn durchbohrte. Zacharias spie dem Dämon seinen Hass und Zorn entgegen, während sich sein Gesicht vor Schmerz verzog. Kelron und Enolah gelang es den zweiten Schatten in eine Ecke zu drängen. Wolf setzte dem zweiten Schatten ebenfalls nach. Isaac nutze diese Chance und positionierte sich mittig im Raum. Er intonierte eine lange Formel welche ihm den Raum unterwarf um den Dämon unter Feuer zu begraben. Isaac legte den Rest seiner verbliebene Kraft und all seinen Zorn in diesen Zauber. Die gesamte Ecke in die der Dämon gedrängt wurde ging in grell weißem Feuer auf. Beinahe gleichzeitig schrie der Schatten bei Zacharias auf. Licht schien von innen nach außen aus Mund, Augen und Nase zu dringen, ehe er in einer Druckwelle zerbarst. Sie hatten es geschafft. Isaac brach vor Erschöpfung zusammen und auch Zacharias ging zu Boden. Noch immer steckte das Schwert des Dämons in seinem Bauch. Auch Nuri hatte es schlimmer erwischt als gedacht, aber sie mussten dringend weiter. Enolah kümmerte sich um Zacharias. Der Dämon hatte ihn drei Mal mit seinem Schwert durchbohrt. Franziska lag am Boden, doch konnte sie einen Teil ihrer Kraft kanalisieren um diese Isaac zur Verfügung zu stellen. Isaac kam schnell wieder zu sich. Nuri hingegen hatte zu viel Blut verloren. Er drohte zu verbluten ehe der Heiltrank seine Wirkung zeigen konnte. Isaac sah sich gezwungen sämtliche Wunden auszubrennen. Er intonierte eine Formel und Feuer trat aus seinen Händen und fuhr in Nuris Körper, der glücklicherweise direkt das Bewusstsein verlor.

Mit der Zeit zeigte der Heiltrank langsam seine Wirkung, sodass Nuri, wenn auch stark verbrannt, außer Gefahr war. Thobicos schnellte zu Zacharias und flehte um Mystras Gnade um ihm das Leben zu retten. Zwar schlossen sich dessen Wunden, doch schien er den Lebenswillen verloren zu haben. Seine Augen waren auf die Schwärze der Decke gerichtet und sein Atmen stockte, da seine Lunge einiges abbekommen hatte. Kelron und Thobicos redeten auf Zacharias ein und appellierten an seinen Willen, sich nicht dem Tode zu ergeben. Gemeinsam zerrte die Gruppe die beiden Verletzten mit sich. Sie mussten aus diesem verfluchten Gefängnis fliehen. Sie trieben Zacharias vor sich her und Nuri erholte sich schnell. Noch immer wachsam eilten sie dem Ausgang entgegen. Sie erreichten den Aufzug rechtzeitig und fuhren nach oben. Dort begrüßten sie die ersten Strahlen der Sonne, die sich gerade anschickte aufzugehen. Mit fahlem Gesicht trat Zacharias aus dem Aufzug, sein Zorn hatte ihm wieder die Oberhand über seinen schwachen Geist gegeben. Es war eine gerechte Tat und die Götter begrüßen uns mit ihrem Licht, dachte er. Gleich dem erwachen aus einem Albtraum traten sie alle ins Licht. Dies war fürwahr ein guter Morgen.

Jan von Schlicher, Dominik Fröhlich 12.06.2017